Nachlese zur 2. Veranstaltung der BPM Offensive Rhein.Ruhr

Unsere zweite Veranstaltung, am 9.5.2012, hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Status Quo des Prozessmodellierungsstandards BPMN 2.0 zu beleuchten. Wie bereits angekündigt, wurde nach der Premiere im „Pott“ nun das Rheinland, stellvertretend hierfür dieses Mal Leverkusen, als Veranstaltungsort ausgewählt. Verkehrsgünstig gelegen und dem Wetter zum trotz, ging es zunächst nach der obligatorischen Vorstellung der Ziele unserer BPM Offensive Rhein.Ruhr darum, vermittelt durch Dominik Blattner, eine Einführung zur BPMN inklusive eines kurzen historischen Abrisses präsentiert zu bekommen.

Historie von Standards im Geschäftsprozessmanagement

Historie von Standards im Geschäftsprozessmanagement

Die daran anschließenden drei, jeweils 10-minütigen Impulsvorträge dienten dann der Einführung und Positionierung unserer abendlichen Protagonisten und dem Ziel genügend Stoff für Fragen zur nachfolgende Diskussionsrunde und für einen lebendigen Erfahrungsaustausch aufkommen zu lassen. Um die Business Process Model and Notation (kurz BPMN) und den sie möglicherweise umgebenden derzeitigen Hype möglichst neutral auf die, gerade auch mit der Version 2.0 gemachten Versprechen hin zu untersuchen, wurden folgende Kurzvorträge präsentiert:

  • Meine Fachabteilung spricht BPMN – ein Erfahrungsbericht aus Sicht von BPMN-Anwendern von Eileen Hildebrand, Materna
  • Meine Workflow Engine spricht BPMN – ein Erfahrungsbericht zur Interoperabilität eines Modellierungswerkzeugs mit einer Workflow Engine von Dr. Martin Bartonitz, SAPERION
  • Muss meine Fachabteilung wirklich BPMN sprechen? – eine kritische Betrachtung der BPMN 2.0 und Blick auf Alternativen von Prof. Dr. Bernhard Steffen, FH Dortmund

Im ersten Vortrag führte Frau Hildebrand auf Grundlage der von ihr gemachten Projekterfahrung aus, dass beim Anforderungsmanagement die Festlegung von Guidelines zur Nutzung der umfangreichen Notation der BPMN wichtig sind. Auf Basis dieser Guidelines sei dann nachweislich ein Arbeiten mit den Fachanwender sehr produktiv und zielgerichtet möglich. Auch und gerade die Ausprägung des derzeitigen Quasi-Modellierungsstandards sei für die spürbar hohe Akzeptanz beim Fachbereich und der damit verbundenen Formulierung seiner prozessorientierten Anforderungen verantwortlich.

Herr Bartonitz wiederum stellte fest, dass nach den Erfahrungen der Integration mit dem Tool Signavio Process Editor die BPMN 2.o schon ein guter Schritt in die richtige Richtung sei, wenn es um die technische Umsetzung der mittels BPMN modellierten Prozessmodelle gehe. Hinsichtlich einer umfassenden Interoperabilität zwischen den Tools, gerade und vor allem bei human-centric Workflows, seien aber noch ein Reihe von weiteren Attributen notwendig, welche der derzeitig aktuellen Version noch fehlen würden. Er wies abschließend auf eine Reihe von von ihm formulierten Erweiterungen für eine BPMN 2.1 hin.

Beim abschließenden Vortrag von Herr Prof. Bernhard Steffen ging es dann darum aufzuzeigen, dass gerade der heutige Status Quo der BPMN den von I

ihr und ihren Anhängern verursachten Hype kaum oder zumindest nicht vollständig rechtfertige. Gerade die praktischen Umsetzungsbeispiele im Projektalltag zeigten, dass sowohl der Fachbereich als auch die derzeitigen Tools mit der Fülle der zur Verfügung stehenden Notationssymbole überfordert seien und sich daher beim Einsatz lediglich auf ein stark reduziertes Subset (einige wenige Kernsymbole) zurückziehen würden. Im Gesamtkontext zeige diese minimierte Verwendung der propagierten Möglichkeiten, dass man beim derzeit aktuellen Versionsstand davon sprechen kann, dass die BPMN von vielem zu viel und gleichzeitig zu wenig habe und daher eine vorher vereinbarte Guideline zur Nutzung dringend angesagt ist.

In der anschließenden Diskussionsrunde mit den Vortragenden wurden unter anderem folgende Fragestellungen erörtert:

  • Ist ein nun möglicherweise realisierbarer Roundtrip im BPM-Lifecycle überhaupt ein Vorteil und wünschenswert und hat gerade der Fachbereich etwas davon?
  • Was bietet bei dem ganzheitlichen und dem hohen fachbereichstauglichen Ansatz der BPMN diese dem Fachbereich, seine Regeln innerhalb der Prozesse zu dokumentieren oder abzubilden?
  • Wo sind die Möglichkeiten innerhalb des Standards, die nun modellierten Prozesse in einer strukturierten Prozesslandkarte abzulegen und wie können gerade auch Organisationsstrukturen darin abgebildet werden?
  • Sind bei einem mit der BPMN gelebten Business-IT Alignment unschärfen im Modell überhaupt noch erlaubt und wer ist für die Verwaltung dieser, nun auf beiden Seiten gültigen Prozessmodelle, zuständig?
  • Ist es am Ende des Tages nicht vielmehr so, dass auch hier wiederum die Prozesshoheit auf die IT übergeht, da hier über mögliche Deployments und damit die finale Ausprägung der Prozesse entschieden wird und der Fachbereich bei Änderungen nicht mehr „benötigt“ und damit außen vorgelassen wird?

Die Frage nach einem höheren oder schnelleren Return on Investment (ROI) im Vergleich zur „herkömmlichen“ klassischen Herangehensweise bildete den Abschluss einer gemeinsam sehr lebhaft geführten Diskussion und leitete nahtlos in den anschließenden Ausklang über. Hier wurd dann bei einer kleinen Stärkung der benötigte Raum und Zeit geboten, die verschiedenen Positionen und Meinungen in unterschiedlichen Konstellationen nochmals zu vertiefen oder einfach nur gemeinsam den Abend ausklingen zu lassen. Wir hoffen es hat allen Spaß gemacht und dass die an den Abend gestellten Erwartungen zumindest größtenteils erfüllt werden konnten. Wir bedanken uns bei allen (Diskussions-)Teilnehmern und hoffen auf ein Wiedersehen bei unserer nächsten Veranstaltung im Juli!

Ausklingender Erfahrungsaustausch der zweite Veranstaltung der BPM Offensive Rhein.Ruhr

Ausklingender Erfahrungsaustausch der zweite Veranstaltung der BPM Offensive Rhein.Ruhr

Hier noch die am Abend präsentierten Vortragsfolien zum Download:

Co-Autor: Dr. Martin Bartonitz

Über Dominik Blattner
Co-Founder of cupenya, a process analytics startup based in Amsterdam.

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